Wittelsbacher des 20. Jahrhunderts

Ludwig III. war der älteste Sohn von Prinzregent Luitpold (1821 – 1912) und verheiratet mit Erzherzogin Marie Therese von Österreich-Este (1849 – 1919). Aus der Ehe gingen 13 Kinder hervor.

Seine Kindheit und Jugend war von der damals üblichen, an Selbstbeherrschung und Pflichtbewusstsein ausgerichteten Erziehung geprägt. Zunächst ohne Aussicht auf den Thron wurde er zum Offizier ausgebildet, aber im Krieg von 1866 verwundet und militäruntauglich. So hatte er Zeit, sich seinen technischen und agrarwissenschaftlichen Interessen zu widmen und an den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen der Zeit lebhaften Anteil zu nehmen. Die Güter Leutstetten in Bayern und Sárvár in Ungarn baute er zu landwirtschaftlichen Musterbetrieben aus. Seine besondere Aufmerksamkeit schenkte er außerdem dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Bayerns, wo er sich in der Ersten Kammer des Bayerischen Landtags unter anderem für den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals einsetzte.

Als sein Vater 1912 starb, wurde er zunächst Prinzregent für den geisteskranken König Otto und nach einer Verfassungsänderung 1913 noch zu dessen Lebzeiten König. Ein Jahr später brach der Erste Weltkrieg aus. Ludwig, der niemals eine Generalstabsausbildung genossen und daher auf strategischem Gebiet unkundig war, vertraute der viel zu optimistischen Obersten Heeresleitung – trotz der Warnungen seines Sohnes Rupprecht, der als hoher Befehlshaber an der Westfront die Verhältnisse aus nächster Anschauung kannte. Das zu lange Festhalten an der Erwartung eines siegreichen Kriegsendes rächte sich, als im Herbst 1918 die bevorstehende Niederlage offenkundig wurde. Im November floh er vor der Revolution aus München. Eine Abdankung vermied Ludwig, doch deutete die revolutionäre Regierung seine im österreichischen Exil abgegebene „Anifer Erklärung“ vom 13. November 1918, mit der er Soldaten und Beamte ihres Treueids entband, in eine solche um. Nach anfänglichen Aufenthalten in der Schweiz und Österreich, lebte er seit 1920 in Wildenwart. Er starb 1921 bei einem seiner zahlreichen Besuche im ungarischen Sárvár.

König Ludwig III. von Bayern

Prinz Leopold war der zweite Sohn von Prinzregent Luitpold (1821 – 1912) und verheiratet mit Gisela Erzherzogin von Österreich. Das Paar hatte vier Kinder. Leopold und sein Bruder, der spätere König Ludwig III., absolvierten schon früh eine militärische Ausbildung, erhielten aber auch universitäre Bildung.

Prinz Leopold nahm am deutsch-französischen Krieg (1870/71) teil und wurde für seinen mutigen Einsatz ausgezeichnet. Danach setzte er seine militärische Karriere engagiert fort. 1891 ernannte ihn der deutsche Kaiser aufgrund seiner Leistungen zum Generalinspekteur der IV. Armee-Inspektion, der sowohl bayerische als auch preußische Korps angehörten. 1905 beförderte ihn der Prinzregent zum bayerischen Generalfeldmarschall.

1913 zog er sich ins Privatleben zurück, um seinen Jagd- und Reiseinteressen nachzugehen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er jedoch 1915 reaktiviert. Als Hindenburg zum Chef der Obersten Heeresleitung ernannt wurde, übernahm er dessen bisherigen Posten als Oberkommandierender der Ostfront. Nach bedeutenden militärischen Erfolgen unter seiner Führung war Prinz Leopold gegen Kriegsende an der Aushandlung des Waffenstillstands von Brest-Litowsk beteiligt.

Prinz Leopold von Bayern

Prinzessin Therese war die einzige Tochter Prinzregent Luitpolds von Bayern (1821 – 1912) und blieb unverheiratet. Nach dem Tod der Mutter 1864 wollte sie der Vater als weibliche Repräsentantin an seiner Seite wissen; doch sie sah keine Erfüllung in höfischen Konventionen. Ihre Persönlichkeit war von großem Wissensdurst und Freiheitsdrang geprägt. Sie erlernte, teils im Selbststudium, elf Sprachen, und befasste sich intensiv mit Biologie, Zoologie, Ethnologie und Anthropologie.

Als sie 1892 zum ersten und bis heute einzigen weiblichen Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde, hatte sie bereits drei Bücher veröffentlicht. 1897 erhielt sie als eine der beiden ersten Frauen die Ehrendoktorwürde der Münchner Universität.

Ihre anfangs dem Vater abgerungenen naturkundlichen und ethnographischen Expeditionen führten sie durch Europa, Kleinasien, Nord- und Südamerika. Dabei sammelte sie systematisch, was in den Museen und Studiensammlungen noch fehlte. Ihre großzügigen Schenkungen bereicherten vor allem das Münchner Völkerkundemuseum. Ihre Reisebeschreibungen, die Katalogisierung und Auswertung ihrer Funde sowie etwa 30 Publikationen blieben als ihr Lebenswerk erhalten.

Prinzessin Therese von Bayern

Kronprinz Rupprecht von Bayern war der älteste Sohn Ludwig III. (1845 – 1921). Als erster Wittelsbacher besuchte er ein öffentliches Gymnasium. Er absolvierte ein Studium Generale in München und Berlin. Parallel erhielt er eine militärische Ausbildung. Noch vor 1914 wurde er Vorgesetzter aller bayerischen Truppen und Generalinspekteur der IV. Armee-Inspektion. In erster Ehe war er mit Marie Gabriele Herzogin in Bayern und nach deren frühem Tod in zweiter Ehe mit Antonia Prinzessin von Luxemburg verheiratet. Der ersten Ehe entstammten vier Kinder. Drei von ihnen verstarben schon im Kindesalter und nur Prinz Albrecht überlebte. Aus der zweiten Ehe gingen sechs Kinder hervor. Im Ersten Weltkrieg setzte sich Kronprinz Rupprecht als Generalfeldmarschall und Befehlshaber einer eigenen Heeresgruppe frühzeitig für einen Verständigungsfrieden ein.

Nach dem Tod des letzten Königs wurde er 1921 Chef des Hauses. Im Jahr 1932 war er angesichts der Erfolge der Nationalsozialisten bereit auf eine monarchistische Restauration zu setzen, um die Machtergreifung zu verhindern. Allerdings gelang es nicht, die Zustimmung Hindenburgs zu erreichen. Der Kronprinz und alle Wittelsbacher hielten sich von nationalsozialistischen Veranstaltungen und Organisationen fern. Die ablehnende Haltung der Wittelsbacher gegenüber dem NS-Regime führte Teile der Familie schon 1939 ins Exil und 1944 zur Verhaftung und Verschleppung der nächsten Angehörigen von Kronprinz Rupprecht und seines Sohnes  Prinz Albrecht mit dessen Familie in Konzentrationslager. Nur der Kronprinz und Prinz Heinrich blieben unentdeckt. Bei der Neugestaltung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich besonders für den föderalistischen Gedanken. Er widmete sich nicht nur dem Wiederaufbau von zerstörten Kunstdenkmälern, sondern rief auch die Kronprinz-Rupprecht-Stiftung in Würzburg ins Leben, um dort neue Wohnungen zu schaffen. Am politischen Leben blieb er sehr interessiert, ohne aber in der Öffentlichkeit eine aktive Rolle zu übernehmen. Daneben widmete er sich bis zu seinem Tod seinen Kunstsammlungen.

Kronprinz Rupprecht von Bayern

Prinz Adalbert war der Sohn von Prinz Ludwig Ferdinand (1859 – 1949) und der spanischen Infantin Maria de la Paz. Er war verheiratet mit Auguste Gräfin von Seefried, mit der er zwei Kinder hatte. Nach seiner militärischen Ausbildung war er sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg als Soldat aktiv. Er musste sein militärische Karriere in Folge des sogenannten Prinzenerlasses von 1940, der Angehörigen von Fürstenhäusern den Militärdienst verbot, beenden.

Schon nach dem Ersten Weltkrieg studierte Prinz Adalbert in München Geschichte, promovierte und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher zur Geschichte Bayerns und Spaniens. 1945 wurde er Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes. Von 1952 bis 1956 war Prinz Adalbert von Bayern als erster Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Madrid tätig.

Prinz Adalbert von Bayern

Herzog Albrecht von Bayern war ein Sohn des Kronprinzen Rupprecht (1869 – 1955). In erster Ehe war er mit Marita Gräfin von Draskovich verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Nach deren Tod vermählte er sich mit Marie Jenke Gräfin Keglevich. Herzog Albrecht folgte dem Kronprinzen als Chef des Hauses Wittelsbach nach, der seitdem den Namen „Herzog von Bayern“ führt.

Herzog Albrecht studierte in München Forstwissenschaften, wurde aber unter den Nationalsozialisten nicht zum Abschluss zugelassen. Aufgrund seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem NS-Regime, die er mit dem Vater teilte, wurde er 1938 als „wehrunwürdig“ eingestuft. Nun begann für ihn das Leben im Exil, vor allem in Ungarn, wo er 1944 mit seiner Familie verhaftet wurde. Es folgten neun Monate Haft in verschiedenen Konzentrationslagern.

Nach 1945 führte Herzog Albrecht ein zurückgezogenes Leben. Als Naturliebhaber und passionierter Wildbiologe forschte er auf diesen Gebieten und veröffentlichte mehrere Bücher. Für seine Leistungen erhielt er 1964 die Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ein besonderes Anliegen war ihm der Hilfsverein Nymphenburg, den er und seine erste Frau Herzogin Marita ins Leben gerufen hatten. Der Hilfsverein ist bis heute vor allem in Mittel- und Osteuropa sowie in Afrika karitativ tätig.

Herzog Albrecht von Bayern

Prinz Konstantin von Bayern war der Sohn von Prinz Adalbert (1886 – 1970). Seine beiden Söhne entstammen der ersten Ehe mit Marie Adelgunde Prinzessin von Hohenzollern. Die zweite Ehe ging er mit Hella Gräfin von Khevenhüller-Metsch ein. Nachdem Prinz Konstantin in Folge des sogenannten Prinzenerlasses von 1940 , der Angehörigen von Fürstenhäusern den Militärdienst verbot, aus der Wehrmacht entlassen wurde, studierte er in München und Freiburg Jura und Volkswirtschaft. In der ersten Nachkriegszeit baute er zusammen mit seinem Vater das Bayerische Rote Kreuz wieder auf. 1947 wandte er sich dem Journalismus zu und publizierte historische Studien. Seit 1961 Mitglied der CSU, wurde er 1962 als Abgeordneter in den Bayerischen Landtag gewählt und 1965 in den Bundestag. Prinz Konstantin starb 1969 bei einem Flugzeugabsturz.

Prinz Konstantin von Bayern